Eine Übung für Menschen mit Angst
Angst ist derzeit für viele Realität.
Im Zeichen der „Corona-Krise“ sind mir viele Menschen mit großen Ängsten begegnet. Diese durchlebten Ängste scheinen mir für die Bevölkerung noch gefährlicher zu sein, als die Gesundheitsgefahren durch das grassierende Virus.
Menschen finden sich in einer unbekannten Zwangssituation wieder. Kein Ausweichen scheint möglich. Einzig Wohngemeinschaften sollen offiziell Kontakt haben. Sie sind weitgehend auf ihren Wohnbereich reduziert. Jederzeit können Kontrollen erfolgen, Strafen drohen. Nur noch ein Teil der Bevölkerung kommt seiner Arbeit nach und ist dabei oft mehrfach belastet.
Es gibt viele Gründe für Angst. Das normale gesellschaftliche Leben ist derzeit ausgesetzt (05.04.2020). Der Staat übt auf die Bürger Zwang aus. Unmittelbar mit Ausgangsbeschränkungen, Berührungsverboten, Arbeits- und Berufsverboten und einer fülle von Vorschriften, die nicht adäquat erläutert werden.
Und das Wichtigste: „der Tod droht allen“. Denn so wird es postuliert. Ein todbringender Virus ist im Umlauf. Der Tod – das Ende jeden Lebens.
Angst ist also verständlich und selbst bei hart gesottenen Menschen und auch bei sonst lebenslustigen Menschen, stellen sich Beklemmungen, Zweifel und Aggressionen ein. Je nachdem, wie Mensch auf Angst reagiert. Durch die auferlegte häusliche Enge, wirtschaftliche Existenzängste, den fehlenden sozialen Kontakt zu einem größeren Kreis und für viele auch der fehlende Ausgleich durch Arbeit, Schule, Reisen, Freizeitmöglichkeiten, Hobbys und so weiter steigt der persönliche Druck. Die Mitbewohner, seien es Familienangehörige oder WG-Bewohner, sind oft keine adäquaten Gesprächspartner, um Probleme zu lösen.
Viele sind also mit ihrer Angst allein.
Bange machen gilt nicht, heißt ein alter Spruch.
Deshalb will ich dich dabei unterstützen, deiner Angst begegnen zu können. Ich biete dir eine Übung an, die du allein oder unter Beistand eines Mitbewohners durchführen kannst. Suche dir einen ruhigen Ort, ohne äußere Störungen. Vielleicht findest du ihn draußen, vielleicht unter einem Baum. Wenn Du magst, dann nutze vorher meine Übung „Ankommen im Hier und Jetzt“. Nimm dir mindestens 10 bis 15 Minuten Zeit.
Übung: Begegnung mit Deiner Angst.
Stehe aufrecht. Schüttel deinen Körper etwas zur Lockerung. Zunächst nimm einige tiefe Atemzüge. Spüre, wie das Ausatmen wie von selbst geschieht. Lasse nach jedem Ein- und Ausatmen wenige Sekunden vergehen.
Du hast derzeit mit Angst zu tun. Deshalb bist du hier. Was ist es, dass dir Angst bereitet? Was denkst du darüber? Was befürchtest du? Lass JETZT deine Angst zu.
Werde deiner Angst gewahr. Was macht sie mit dir? Wie macht sie sich bemerkbar in dir? Welche körperlichen Reaktionen löst sie in dir aus? Wenn du nicht nur in dir zu Hause bist, was macht die Angst mit deiner Seele? Was passiert in deinem energetischen Umfeld. Erlaube dir, das alles war zu nehmen und lass es einige Zeit auf dich wirken.
…
Wie sieht es aus? Was spricht zu dir? Wie fühlt sich deine Angst an? Hat diese Angst vielleicht eine bestimmte Temperatur, einen Rhytmus oder einen Klang, eine Form, eine Gestalt, einen Geruch? Wenn du darauf kommst, was diese Angst für dich bedeutet, dann begib dich bitte hinein. Mitten hinein. Gehe, steige in das Zentrum deiner Angst. Wenn du willst, dann kommuniziere mit deiner Angst. Lass Gefühle dabei zu und beobachte einige Zeit, was passiert.
…
Lausche deinem Inneren. Teile deinem Bewusstsein diese Beobachtungen mit. Du musst jetzt noch nicht alles verstehen.
…
Nun löse dich aus diesem Raum. Gehe ein paar Schritte und lass der Angst ihren Platz, dort wo du ihr soeben begnet bist. Gib ihr so viel Raum, wie sie für sich benötigt.
Von dort aus, wo du jetzt stehst, lass dein Erleben noch einmal beobachtend auf dich wirken. Sieh dir diesen Erlebnisraum nun von außen an. Wie ergeht es dir damit, wie wirkst du auf dich, wenn du dich so rückblickend betrachtest? Denke es und sprich es aus.
…
Wenn es dir sinnvoll erscheint, dann nähere dich deiner Angst wieder an und gehe erneut in den Austausch. Beende diesen Abschnitt mit der Außenschau.
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Hast du in deinem Vorgehen etwas erlebt, was du bisher noch nicht kanntest? Hast du neue Erkenntnisse gewonnen? Hast du etwas über dich und deine Angst gelernt? Wenn es so ist, dann erwäge, ob du dich bei dir, bei deiner Angst und bei dem Ort deiner Erkenntnis bedanken magst. Und bedanke dich.
Schließe die Übung wieder mit einem Schütteln deines Körpers ab. Atme bewusst. Sieh dich um, ob du etwas in deinem Umfeld finden kannst, was dich nährt und dir Freude bereitet. Wenn du willst, dann wiederhole diese Übung immer, wenn die Angst stark wird.
Ich grüße Dich!
Robby Sandmann